Und hiez in gen und bat in, daz

   he des andirn iaris kůmin wolde und ir an deme gůtin dunrestage gotis

   licham brengin wolde, wand von deme tage, daz sie in in sente Johannis

   munstir entpfieng, enhatte sie in nicht mer entpfangin, noch menschin

   gesen sundir in. Do noch der sie mochte buchstabin gelere, noch niemen

   lesie noch singin horte, sundir daz lebinding gotis wort hatte sie

   gelart und beschirmit. Und also gieng sie wiedir in den walt. Und

   Zosimas bougite sine knie und lobite got und kuste ire fuzstapfin. Und

   quam wiedir zů clostire. Und an deme gůtin dunrestage brachte he ir

   gotis licham. Do sie in entpfangin hatte, do sprach sie zů gote: „Nů

   lezis tů, herre, dine dirne an deme vriede, wand min ougin din heil

   gesen habin!“ Und bat in des andirin iaris abir wiedir kůmin. Do vant

   he sie tot und geschriebin an der erdin zů irme houbite: „Begrab, vatir

   Zozima, den armin licham Marie und gib wiedir der erdin die erde, und

   biete got vor mich, von des gebote ich von dirre werlde genůmin bin“.

   Und he erbeite sere an deme grabe, do quam ein lewe. Deme gebot he, daz

   grab zů grabine. Und he legite sie in daz grab und lobite got allir

   siner gnadin.

   Bildbeschreibung:

   1. Das erste Bild zeigt das Martyrium der sieben Jungfrauen in Smyrna.

   Die Märtyrerinnen sind hinter einer Erdscholle dargestellt: vier

   nimbierte Köpfe sind zu erkennen, der Oberkörper der Frau im

   Vordergrund ist entblößt. Links von der Heiligengruppe ist ein Scherge

   mit Schwert abgebildet.

   2. Bei dem tonsurierten Heiligen im blauen Gewand handelt es sich um

   den heiligen Diakon und Märtyrer Procorus, der hier mit einem einfachen

   Standbild bedacht wurde.

   3. Das letzte Bild ist eine szenische Darstellung. Abgebildet sind der

   Mönch Zosimas (in einer weißen Kutte, mit Tonsur und Heiligenschein),

   die verstorbene Maria Ägyptiaca und der Löwe, der das Grab für die

   Heilige gräbt. Der Wald ist durch schematische Baumdarstellungen

   angedeutet, der Boden, auf dem Maria liegt, durch ein Erdsegment. Die

   rechts vom heiligen Leichnam angebrachte Inschrift besagt „Maria van

   egipte land“ und bezeichnet somit die Protagonistin. Ein solcher

   Kommentar ist im Rahmen des JM singulär. Unklar ist, ob es sich dabei

   um eine gleichzeitig mit dem Bild entstandene Inschrift (die also von

   Anfang an zum Bildkonzept gehörte) oder um einen späteren Nachtrag

   handelt – eine Ergänzung, die ein Nutzer der Handschrift vorgenommen

   hat. Da die Tintenfarbe und das Linienvolumen solchen der figürlichen

   Federzeichnungen zu entsprechen scheinen, wäre die erste Möglichkeit in

   Betracht zu ziehen.

   10. April

   B. iiij. Idus. Aprilis.

   Ezechielis . Der was ein propheta und wart geslagin von deme herzogin

   des israhelischin volkis.

   Und zů Rome vil merterere . Die wurdin getouft von dem pabiste

   Alexandro, do he an der vengnisse was. Und die wurdin alle in daz mer

   gesenkit.

   Bildbeschreibung:

   1. Das erste Bild stellt die Enthauptung des Propheten Ezechiel dar.

   2. Stellvertretend für die zahlreichen römischen Märtyrer werden zwei

   in einem blauweiß gestreiften Taufbecken von Papst Alexander getauft.

   Alexander (in einer blauen Kasel, mit Mitra und Nimbus) segnet die

   Täuflinge mit der rechten Hand.

   3. Die Szene der Versenkung im Meer betrifft die von Alexander

   getauften Bekenner, die als Strafe für ihre Bekehrung zum christlichen

   Glauben den Tod durch Ertrinken erleiden müssen. Dargestellt sind vier

   nimbierte Heilige, die bis auf ihre Köpfe und zum Teil Schultern sich

   bereits unter Wasser befinden.