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1 mir eine TschibukK; dann besah ich mir das große türkische Bad, hamamK genannt, daneben
2 befindet sich die DschamieKN mit ihrem abgeplatteten Dache, aus welchem sich 1T Thürme [erheben?] mit 2 runden Kuppeln.
3 Nachts machte die [undulierende?]T Stimme des MuezzinK in der Stille einen Eindruck; allah k [?] hök bör, la allah illalah, allah hök bör, la illalah allahN etc.T 1 Kanonenschuß verkündete
4 das Aufhören des RamazanK. – Die Familie zeigte viel Wißbegirde für das Englische;
5 ich mußte ihnen eine Menge Wörter mittheilen. Überall fand ich den deutschen Dr., wie
6 KotschyP genannt wurde, in gutem Andenken. Der Alte zeigte mir noch ein Horn eines HirschKes
7 was KotschyP vergessen hatte. Das Frühstück bestand in einem mit einer Art Teig zusammengekneteten
8 kleingehakten ZwiebelnK und gebraten. Nach jeder Mahlzeit wurde das Waschbecken
9 herumgereicht. Den Tag über lag die Familie auf den Decken und schlief. Meine Hände
10 sind von den vielen stachligen Pflanzen ganz wund. Die Mädchen hatten ihre Nägel alle roth gefärbt,
11 ebenso waren auch ihre Haare rothNPLK; sie hatten als Schmuck werthlose Münzen an sich hängenN.
12 Die Frauen hatten auf der Straße sich in große rothe Tücher, die bis auf die Erde reichten, gehüllt;
13 als ich einigen begegnete, drehten sie sich herum und warteten bis ich vorüber war.
14 Heute arbeitete man viel auf den Dächern, denn das Wasser kam überall in die Gebäude.
15 Zum Feststampfen bedienen sie sich eines großen langen runden Steines, Loch [genannt/granit?K]T, den sie an
16 Stricken hin und her wälzen. Die Bauart der Häuser ist sehr einfach: die Rückseite besteht
17 wo möglich aus natürlichen Felsen, dann werden einige Stützbalken errichtet, darüber
18 einige Querbalken gelegt, über das Ganze dann [Wellen?] und hinreichend Erde, die dann
19 festgestampft wird. Ich muß auf den Knien schreiben. Abends saßen wir Alle ganz
20 patriarchalisch um das Feuer herum, erst ich, dann der Hausherr, dann kam erst die
21 Familie. Beim Essen kauerten wir 2 auf TeppicheKn, vor uns eine Schüssel mit HalwahK,
22 eine süße Honigspeiße. Um eine andere Tisch s Schüssel in Entfernung kauerte die übrige
23 Familie. Abends verkündeten Kanonenschüsse die Feier des BeiramfestesK. Die Bevölkerung
24 von BeilanO besteht aus TürkenK und ArmeniernK. Die Bevölkerung BeilansO besteht aus 300 TürkenK und 200 ArmeniernK.T Die Nacht hindurch Regen, doch gegen
25 Morgen heiterte sich der Himmel auf.
Montag, den 27. Februar, al-itsnain tsamaniah ab’sahT ichrin chobathNT
26 Um 7 Uhr kam mein MuckarK mir zu sagen, daß die Reise in 1 Stunde weiter gehen sollte.
27 Meine Rechnung betrug 40 PiasterK. Früh Kanonendonner zur Feier des Beiramfestes.
28 Neben der MoscheeK und auf dem Dache eine Menge TürkenK, die sich bei der Stimme des PriestersK,
29 der in der MoscheeK war, beim Aussprechen des Namen AllahK auf die Knie niederließen,
30 mit dem Oberkörper sich auf die Erde legten, bald ihr Gesicht mit beiden Händen bedecktenN.
31 Die Luft war frisch, doch auf den Bergen hingen noch schwere Wolken. Neben unsrem
32 Hause wurzelten [in den?] Felsen FeigenPLbäume, auch viele MaulbeerenPL waren vorhanden. In der Schlucht 2 steinerne WasserleitungenK. Blick von oben auf das Meer.T
33 Zu meinem Schrecken kam der KatirdschiK mir zu sagen, daß die CarawaneK heute
34 nicht weiter kömme, die Gewässer seien zu groß, man müsse bis Morgen
35 warten. Eines Theils war es mir recht, ich benutzte das leidliche Wetter
36 gleich zu einem Ausfluge auf die Berge nordöstlich, gleich über BeilanO auf
37 den sogenannten Giaur DaghO. Der Gysyl DaghO liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfes; der Bei Nahr BeilanO formt beide Gebirge und theilt auch das Dorf in 2 Theile.T In Begleitung des einen Sohnes meines Hauswirthes
38 kletterten wir die Felswände empor: Calendula arv.PL, Parietar. offic.PL und
39 muralis?PL, PterothecaPL und andere ähnlichePL, Urtica urensPL und dioica affin.PL, Mercurialis
40 annuaPL überall, Senecio unsere vulgar.PL vertretend, Silene atocionTPL mit rothen Blüthen KefrodoPL genanntT,
41 Paronychia?PL Portulaca?PL Solanum nigr. aff.PL, Euphorbia große gelbePL und 3 kleinerePL;

Personen

Kotschy, Theodor (* 1813-04-15 † 1866-06-11)

Orte

Beilan (Belen)

Giaur Dagh (Gâvur Dağları; Amanus Gebirge)

Gysyl Dagh (Kızıl Dağı (südwestlich von Belen))

Nahr Beilan (Nahr Bailān)

Pflanzen

Calendula arvensis M. Bieb.

Euphorbia

Feige, Gummibaum

Ficus L.

Glaskraut

Große Brennnessel

Henna

Kleine Brennnessel

Leimkraut, Lichtnelke, Pechnelke, Strahlensame

Mauermiere, Nagelkraut

Maulbeerbaum

Mercurialis annua L.

Morus L.

Parietaria L.

Paronychia Mill.

Portulaca L.

Portulak

Pterotheca ähnliche

Pterotheca

Senecio vulgar. vertretend (Belen, Gaziantep)

Silene L.

Solanum

Urtica dioica L.

Urtica urens L.

eşek ırihan?

gul-i mirǧān

Sachindex

Allah

Armenier (Osmanisches Reich)

Beiram(fest) (Ramazan Bayramı, Şeker Bayramı)

Dschamie (Moschee)

Granit

Halwah (Halwa)

Henna (Bemalung, Färben)

Hirsche

Karawane, Karavane, Carawane, Caravane

Katirdschi (katırcı)

Muckar (mukārin (Pferdevermieter))

Muezzin

Preise

Priester (in Moschee)

Ramazan (Ramadan)

Teppiche

Tschibuk (çibuk)

Türken

Wasserleitung(en)

Zwiebeln

hamam (ḥammām)

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Zitierhinweis:

Sammlung:

Haussknecht Reisetagebuch

Dokumenttitel:

Tagebuch_1_01_015

Kanonische URL:

https:editionenportal.de/item/HH-pg-000f

Aufrufdatum:

30.12.2024

Metadaten:

Titel:

Tagebuch_1_01_015

Projektklassifikation:

Haussknecht Reisetagebuch

Besitzende Institution / Datengeber:

Friedrich-Schiller-Universität Jena/Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

Objekttyp:

Tagebuch

Datierung (individuell):

1865-02-26

Orte:

Erwähnt:

Beilan (Belen)

Erwähnt:

Giaur Dagh (Gâvur Dağları; Amanus Gebirge)

Erwähnt:

Gysyl Dagh (Kızıl Dağı (südwestlich von Belen))

Erwähnt:

Nahr Beilan (Nahr Bailān)

Reiseroute:

Ereignis:

Belen Beilan - 1865-02-26 (sicher)

Ereignis:

Belen Beilan - 1865-02-27 (sicher)

Weitere Metadaten:

Seitenbereich:

015

Personen:

Autor:

Erwähnt:

Übergeordnetes Objekt:

Heft 1

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Enthaltene Objekte: