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1 lange genug wuthentbrannt angesehen hatten, gingen sie schweigend voneinander.
2 Um 10 Uhr ließ ich mich in einem KaikK für 1 Frank hinüberrudernK und frug nach der Buchhandlung
3 von Bruder JansonP. Ich wurde sehr freundlich von ihm empfangen; er führte mich dann zu Freund
4 KuhnP, der in seinem Comptoir saß und sich namentlich sehr freute. Leider war das Wetter
5 zu unfreundlich, als daß wir hätten Spaziergänge unternehmen können, wir waren daher
6 auf die wenigen KaffeehäuserK angewiesen, wie das von Capitän PauloPO, Café de la bourseO etc.
7 Im ersteren fanden wir gutes Wiener BierK; wo wäre auch kein BierK, wo DeutschePK
8 sind, deren ca. 110T inT SmyrnaO sind. (KnickebeinK ebenfalls vorhanden). Um 8 ½ Uhr
9 begaben wir uns in die italienische Oper, NormaK, die aber abnorm war. Die Sängerinnen
10 gaben sich wenig Mühe, da das TheaterK sehr schlecht besucht war. Das Gebäude selbst ist sehr
11 elegant, rund gebaut, ringsum lauter Logen, deren 4 übereinander, das Parterre dient
12 für’s gewöhnliche PublikumO. – Gern hätte ich die ∆K besucht, die an diesem Abend in armenischer
13 Sprache [Reongtion?Reception?] in II und IIIK hielt, allein der weite Weg hielt uns davon ab. Es sind deren
14 4 in SmyrnaO, deutsche, türkische, armenischeK und italienische, von denen die letztere sich erst vor
15 kurzem aufgethan hat. Sie arbeiten nach dem englischen SystemN. – Herr LouisT MeierP, KaufmannK, der eine
16 schöne Münzsammlung besitzt, gab mir EmpfehlungenK mit nach BagdadO und BassoraO an Dr. AschéP,
17 Bruder JansonP an den österreichischen ConsulP SvobodahP in BagdadO, dessen BruderP PhotographK in
18 SmyrnaO ist und ∆K. Als numismatische Notiz sagte mir Louis MeyerP folgendes: Münzen von
19 keinem Werth sind in SyrienO alle mit lateinischer InschriftK; die mit griechischer SchriftK hingegen
20 sind gut außer denen von Basileus AlexanderP, PhilippusP und AthenO. In BeyrouthO, AleppoO
21 und JerusalemO muß man keine Münzen kaufen, da sie fast alle falsch sind. Überhaupt muß man
22 nur den ungefähren Metallwerth bezahlen. – Die DeutschenPK hal in SmyrnaO bilden eine
23 rühmliche Ausnahme im Vergleich zu denen andrer Städte, die halten alle fest zusammen, haben
24 einen Unterstützungsverein, einen sehr gut organisierten SpritzenvereinP etc. Hauptsächlich lernte ich
25 nochT kennen Bruder LippoldP, Bruder LohTmannP. SmyrnaO hatte seit einigen Wochen auch GasbeleuchtungK
26 erhalten, leider hat aber die Röhrenlagerung viel Schwierigkeiten gemacht; auf der Straße einge-
27 graben kommt man gleich auf Wasser, daher liegen die Röhren gleich unter dem Pflaster. Pflaster,
28 wenn man es so nennen kann; in den engen Straßen läuft man Gefahr, selbst bei Tage,
29 wenn man nicht Acht hat, Arm und Beine zu brechen. Überall tiefe Löcher, in die das
30 Regenwasser mit Gewalt [hinTein?] schoß. Die engen Straßen haben etwas sehr beengendes für
31 uns EuropäerK, unwillkührlich lenkt man seine Schritte nach dem Freien außerhalb der Stadt.
32 Namentlich Nachts kann man ohne Laterne gar nicht ausgehen, in den engen SackgassenK ist
33 es sogar verboten, ohne brennende Laterne zu gehen, sonstT wird man arretirt, dies ist des
34 Volkscharacters wegen auch nothwendig, sonst würden leicht Morde vorkommen. Das Treiben
35 des Volkes ist in den Straßen sehr unterhaltend, ArmenierK, GriechenK, TürkenK, FrankenK,
36 JudenK etc. alles bunt durcheinander gewürfelt. Namentlich viel sieht man die Citronat-CitronenPLK,
37 FeigenPLK, ApfelsinenPLK, DattelnPLK etc. Die FeigenPLK werden vor dem Export immer erst in’s Meerwasser
38 getaucht, daher der salzige Geschmack. SmyrnaO hat 210,000 Einwohner. Eisenbahn nach AidinO,
39 die andre nach MagnesiaO gen ConstantinopelO; letztere ist erst einige Stunden weit fertig.
40 Betrügerein der Gesellschaft. Ich kaufte in SmyrnaO einen Sattel für 105 FrankK, ein Fes für 2 [Frank?]K ca., eine
41 Tabacksdose, mehrere[?] [Spechbücher?].

Personen

Asché, Dr.

Basileus Alexander

Consul, österreichischer

Deutsche

Feuerwehrmänner

Janson, Bruder

Kuhn (Freund)

Lippold, Bruder

Lohmann, Bruder

Meier, Louis

Paulo, Capitän

Philippus

Svoboda, Alexander (* 1826 † 1896)

Svoboda, Tommaso

Orte

Café von Capitän Paulo (Izmir)

Café de la bourse (Izmir)

Smyrna (Izmir)

Cammarano Theater (Théatre de Smyrne) (Izmir)

Bagdad (Bagdad)

Bassora (Basra)

Syrien

Athen

Beyrouth (Beirut)

Aleppo

Jerusalem

Aidin (Aydın)

Magnesia (Manisa)

Constantinopel (Istanbul)

Pflanzen

Citrus

Dattelpalme, Phönixpalme

Feige, Gummibaum

Ficus L.

Orangen

Phoenix L.

līmū-turš

nāranǧ

Sachindex

Apfelsinen

Armenier (Osmanisches Reich)

Bier

Bier, Wiener

Citronat-Citronen

Datteln (-palmen)

Deutsche

Empfehlung

Europäer

Feigen(bäume, -gebüsche)

Franken (farangī)

Gasbeleuchtung

Griechen

Inschrift, lateinische

Juden (Osmanisches Reich)

Kaffeehaus

Kaik

Kaufmann, Kaufleute

Knickebein

Norma (Oper)

Photograph

Preise

Sackgassen

Schrift, griechische

Theater

Türken

Zeichen der Freimaurerloge - ∆

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Zitierhinweis:

Sammlung:

Haussknecht Reisetagebuch

Dokumenttitel:

Tagebuch_1_01_008

Kanonische URL:

https:editionenportal.de/item/HH-pg-0008

Aufrufdatum:

21.12.2024

Metadaten:

Titel:

Tagebuch_1_01_008

Projektklassifikation:

Haussknecht Reisetagebuch

Besitzende Institution / Datengeber:

Friedrich-Schiller-Universität Jena/Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

Objekttyp:

Tagebuch

Datierung (individuell):

1865-02-15

Orte:

Erwähnt:

Café von Capitän Paulo (Izmir)

Erwähnt:

Café de la bourse (Izmir)

Erwähnt:

Smyrna (Izmir)

Erwähnt:

Cammarano Theater (Théatre de Smyrne) (Izmir)

Erwähnt:

Bagdad (Bagdad)

Erwähnt:

Bassora (Basra)

Erwähnt:

Syrien

Erwähnt:

Athen

Erwähnt:

Beyrouth (Beirut)

Erwähnt:

Aleppo

Erwähnt:

Jerusalem

Erwähnt:

Aidin (Aydın)

Erwähnt:

Magnesia (Manisa)

Erwähnt:

Constantinopel (Istanbul)

Reiseroute:

Ereignis:

Izmir Smyrna - 1865-02-15 (sicher)

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008

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Übergeordnetes Objekt:

Heft 1

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