[1221] [Der Bilgram auflauff wieder die Jüden in Erffurt.] [Brandt zu Erff(urt).] [1223] [Der Bahrfüßer Mönche Ankunft und anfängliche Wohnungen zu Erffurt.] [Ertzb(ischof) SigfriedsII. tod.] [Peterkloster[.]] [Pabst der Antichrist Rom Babylon.] [Albigesen.] [Armen von Ly[on.]] [Pickarder.] [Städinger werden vom Pabst [...] weil sie wieder ihn red[.]n, verfol[gt.]] [General Concilium Late[...]] [Des Pabsts [Inno]centii III. Joch [...] Ketzer [...]]
Apostolischen Evangelii lüsterne Hertzen und im schwange gehende weltsucht und Heücheley, durch [a]ndere Reiche und Provintzen der Christenheit nach Abend und Mitternacht zu sich außbreitete; begab [sic]hs, ehe dann etliche davon gen Erffurt kamen, daß anno 1221. eine große Unruhe da entbrante. Dann da gab es in der Stadt beides schon viel Jüden und denn auch viel Bilgram, die die Heiligen Orthe zu Jerusalem und sonsten im Gelobten Lande gesehen hatten, und den Jüden feind waren. Und zwar hatten zu denen alten Zeiten die Bilgrame ihre Wohnung bey dem großen Marckte, im Hause, so damals zum [---] hieß, izt aber von ihnen noch das Hauß zum Bilgramm genennet pflegt zu werden. Von solchen Bilgramen nu wurden die Jüden angefallen, und derer 76. erschlagen
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So bli[eb]en auch in den Rumor viel Bürger tod. Jngleichen soll auch in diesem Jahre Bischoff Sigfried II. von Meintz den Benedictiner Orden im Peter Closter angetretten haben, und durch eine entstandene FeüersBrunst die gantze breite Straße mit noch mehr andern Haüsern verdorben seyn. [I]m Jahr 1223. nun begunten sich etliche Franciscaner Mönche, (man hieße sie nur die Gebrüder,) [z]u Erffurth mit ihrem heiligen BettelSacke sehen zu laßen: und nach dem sie meinten, sie träffen [b]ey einer so volckreichen großen Stadt nicht übel an, sondern würden ihre Nothdurfft allezeit reichlich [hoh]len können, satzten sie sich droben auf den Berg, den man hernachmals von den Cyriacksnonnen zu Schelnroda den Cyriacksberg geheißen; und ward er zu der Zeit, da die Stadt nur noch biß an das krumme Thor gieng, mit ins Brühel gerechnet. Dar baweten sie ihnen ein kleines Haüßlein; Wurden aber wegen ihrer Scheinheiligkeit und so tieffer willigen Armuth, darinn sie Christo dem Herrn mit S(ancto) Francisco von Assisi, ihres Ordens Urheber, genau nachzufolgen sich vermaßen, be[v]orab weil es ihnen an Päbstlichen recommendation briefen nicht mangelte, von dem Rhate näher an die [S]tadt genommen, und mit dem Platz versehen, der vor dem inwendigem Krämpferthor an der Ge[hr]a liegt, und izt den Augustinern zugehörig ist. Geschach anno 1225. besage der alten schrift[,] die in der Bahrfüsse[r]kirchen im Chor [zur] lincken Hand an de[r] Wandt zu lesen ist. Anno Domini 1225. dat(us) est loc(us) fratrib(us) in Erphordia extra muros, juxta valvam diutur Kram
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thor, et ibi monabantur utq(ue) ad tertium annum. Et tunc Vicedomini de Apolda dederunt fratrib(us) locum juxta Geram, ubi
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Da erwehnter Bischoff Sig[fr]ied II. von Meintz zu Erffurt noch war, und zwar von eine[m] von Wangenhe[im] 27.
(Groschen)
jährliches Zinses vor sich lösete undt der Regulerkirche zu eigen gab: [die] kosteten ihn 14. mar[ck] silbers: starb aber den 9. Septembris. Liegt im Stifft Mariæ im Chor begraben, und hat diese Grabschrifft: Migrat vir fidus quinto Septembris in Idus, [pr] æsul Sigfridus: fulget cælo quasi sidus. Zum Peter aber ward das Jahr darauf anno 1226. die große [O]rgel zum erstenmahl gegoßen und verfertiget, der Mönche Gesang und Psalmen mit desto mehr [Ge]thöne zu stärcken, und ihrer Kirchen ein Ansehen zu schaffen: und ward unter andern von der Sta[dt]regierung eine br[ief]liche uhrkundt a(nn)o 1227. ausgegeben, die hub so an: Wir Ditrich von Gott[es] gnaden Vitzth[um] von Apolda Fridrich
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illic(us) in der Sta[dt] Henrich
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illic(us) im Brüel, undt sämtliche Bürger zu Erffurt. Sonst[en] funden sich [m]anche auch in der Stadt, die an dem Pabst und seinen Mönchen einen Greüel hatten. dann da [hat]te sichs 70. Jahr zuvor zu Lyon in Franckreich zugetragen, daß ein frommer mann und Waldenser
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[B]ürger daselbsten nahmens Peter von walde durch Göttliches eingeben und fleißig lesen [in] der heiligen Bibel erkandt, und drauf auch andern leüten zu wißen gethan hatte, wie so gar [w]eit und ferne die Päbste zu Rom mit ihrer Kirchen und Anhange von Bischoffen, Pfaffen und [M]önchen in der welt beides im Gottesdienste und Leben von der alleinseeligmachenden lehre [C]hristi und seiner Aposteln abgetretten, und zu ärgerlichen Verführern der Catholischen Chri[ste]nheit worden wären: hatte den Pabst den AntiChrist, und seine Römische Kirche die Hure Baby[l]on geheißen, die Heilige Schrifft in seine Frantzösische muttersprache versetzt, und das Volck, [so] sich zu ihm hielt, vom rechten dienst Gottes und Glauben eiferig unterrichtet. Solches war nu [v]on ihm bey Regierung Keiser Fridrichs I. ümb das Jahr 1160. daselbst geschehen. Nu denn [de]s Römischen Hofs ungeistlich Wesen, Stoltz, Simoney und Untreü gegen Gott und Menschen, [w]ie auch der Mönche und Clerisey Welt- und Geldsucht, üppig Leben und Heucheley eine lan[ge] Zeit her am hellen Tage lagen: und dieser mann damals aus Gottes Wort offenbar machte, dererselben Thand mit ihrer Messe, Möncherey, Fegefeür, des Pabstes Hoheit und dergleichen wäre lauter lügen und Unrecht: alß hatte die warheit der welt also die Augen auf gethan, daß viel tausend Christen in Franckreich, Spanien, Engelland, Teutschland und Italien die Zeit her von dem Pabste abfielen, und unter andern von den Bettel Orden [o]hne Hähl sagten, sie kämen vom Teüfel her, nicht von unserm Herrn Gott. Und pflegten die[se] Bekenner der warheit von andern, die es nicht mit ihnen halten wolten, geheißen zu werden die Waldenser, auch die Albigeser, die armen von Lyon, die Picarder, ingleichen [die] Städinger, weil sie sich hie und da in solchen land u(nd) Städten aufhielten. Da nun vormals gemel[de]ter Tyrann Pabst Innocenti(us) III. hiervon berichtet wurde, und solches Hochmuths war, daß er sich nicht scheüete zu sagen, er wäre mehr, als ein Mensch, auch einen [Kei]ser nach dem andern in Bann zuthun, und seines Gefallens das Reich zu besetztze(n)[!], stellte Er [ein] General Concilium zu Rom an 1300. prælaten starck und beschwehrete [die Chr]istenheit mit den närrischen Aberglauben vom gesegneten Brod, daß es zum Leibe Chri[sti] würde, und mit der Gewißensmarter durch die nothwendige Ohrenbeichte, sondern auch decretirte, man solte wieder diese Ketzer, (wie er sie schalt)